Donnerstag, 25. März 2010

Camus geht, kommen wird Lidl

Nach 20 Jahren schließt das Lokal Camus, einige Minuten von meiner Wohnung entfernt. Kurz vor Beginn des "Abschiedsfestes" komme ich an:

Es ist (jetzt muß man sagen: es war) eine nicht sehr zentral gelegene, eher eine Stadtteilwirtschaft, mit einer gemäßigt modernen Gestaltung im Inneren und netten Details:

... mit einem gewissen Gefallen an Dekoration, die auch nicht vor den Toiletten haltmacht:

Zusammenfassend: es war eine Wirtschaft, in der man sich wohlfühlen konnte und die vor allem (aber nicht nur) von eher jungen Leuten besucht wurde.

Die Schließung kam nicht überraschend, sondern wurde mindestens seit Beginn dieses Monats angekündigt:

So gab es wenigstens Zeit genug, sich nicht nur von der gastronomischen Einrichtung an sich zu verabschieden, sondern auch von dem städtischen Ensemble, in dem es gelegen ist:

Der Zufall wollte es, daß während der letzten Stunden der Existenz des Camus man die ersten Sonnenstrahlen dieses Jahres genießen konnte, die den Aufenthalt in seinem Biergarten erlaubten:



So geht Camus, und was kommen wird ist leider keine erfreulichere Angelegenheit als ein Supermarkt Lidl.

Mittwoch, 17. März 2010

Bankinteressen bestimmen Politik

So einfach ist's:


Brown ringt Zapatero einen Waffenstillstand
gegen die Spekulationsfonds ab

Die spanische EU-Präsidentschaft verschiebt unter Londons Druck
die Reform - Die Minister konkretisieren die Rettung Griechenlands nicht

Einen Monat, nachdem der spanische Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero in London in Anwesenheit des britischen Premierministers Gordon Brown gegen die Spekulationsfonds gewettert hatte, hat dieser Zapatero dazu gebracht, daß die spanische Präsidentschaft die Reform verschiebt, die das Regelwerk der EU hinsichtlich der Fonds mit hohem Risiko hätte strenger werden lassen. Brown rief Montag Abend an, und unmittelbar danach strich die Vize-Regierungschefin Elena Salgado diesen Reformvorschlag von der Tagesordnung des EU-Rates der Finanzminister (Ecofin). ...

Sonntag, 14. März 2010

Denkmal nationalistischer Aggressivität in Bad Harzburg

Auf dem Platz vor dem Bahnhof in Bad Harzburg befindet sich ein sehr massiges Denkmal:

Der Krieg, um den es hier geht, ist der zwischen Frankreich und Deutschland; er wurde ausgelöst von Deutschland, repräsentiert von Bismarck, dem Chef der preußischen Regierung (dessen Namen in Deutschland noch eine Unmenge von Straßen tragen).

Der 2. September ist der Sedantag, weiland in Deutschland der Nationalfeiertag, als Jahrestag einer Schlacht in diesem deutsch-französischen Krieg.

Und so steht dieses Denkmal dort, ohne zumindest von einer Tafel begleitet zu sein, das den historischen Kontext erklärt, innerhalb dessen die Idee zu seiner Errichtung aufkam.

Samstag, 13. März 2010

München --> Bad Harzburg (ca. 675 km) für 7,40 EUR

Ich fuhr mit dem Zug aus Deutschlands Süden in dessen Norden, von München nach Bad Harzburg, was einer Entfernung von etwa 675 Eisenbahnkilometern entspricht. Daß ich für die Fahrkarte nur 7,40 EUR bezahlen mußte, ist eine Lüge, denn ich bezahlte 37 EUR dafür: aber es wäre keine Lüge gewesen, wenn ich eine Gruppe von fünf Personen zu bilden in der Lage gewesen wäre, die an derselben Strecke interessiert gewesen wären.

Es ist nämlich so, daß die Deutsche Bahn (DB) samstags und sonntags für 37 EUR Fahrkarten verkauft (das sogenannte Schönes-Wochenende-Ticket), die dazu berechtigen, während des ganzen Tages auf dem gesamten Streckennetz zu fahren und dabei sogar von bis zu 4 Personen begleitet zu werden; dabei bleibt aber die Benutzung der schnelleren Züge ausgeschlossen.- Mangels Reisegefährten fuhr ich allein, 10 Stunden lang mit fünfmaligem Umsteigen; hätte ich eine Fahrkarte zum Preis zwischen 69 und 89 EUR, mehr oder weniger, gekauft, hätte ich die gleiche Reise in ungefähr 6 Stunden machen können und nur ein oder zwei Mal umsteigen müssen.

Mit dem Zug durch das Land zu reisen, das bis vor 20 Jahren die DDR war, ist immer noch interessant. Es gibt gute Beispiele für die Reform der Bahn-Infrastruktur, wie etwa diese Bahnsteigüberdachung des Bahnhofs Gera:

Aber gleichzeitig gibt es viel Verfall:

Den Bahn-Nostalgiker begeistert das beinahe, weil er sich etwas gegenübersieht, das ein Museum zu sein scheint, aber wenn er zugleich auch nicht nur ein Nostalgiker, sondern ein Freund des Eisenbahnverkehrs ist, dann ist er besorgt, weil das, was man sieht, ja Realität ist und funktionieren muß. (Um deutlicher zu machen, was ich sagen möchte: Jemand, der mit dem Auto über die Straßen der ehemaligen DDR fährt, wird sich nie einer Situation ausgesetzt sehen, bei der er sich in einer Tankstelle im Stil der fünfziger Jahre mit Treibstoff versorgen müßte).